Nachdem wir 2022 erfolgreich den Palby Fyn Cup mit der X-332 Exorbitante gesegelt sind, wollten wir die Tante in diesem Jahr mal über die Langstrecke Rund Seeland scheuchen. Dieses Rennen haben wir schon mehrfach absolviert, in 2016 und 2018 mit der X-99 Swash Buckler und 2021 mit Wildcard.

Dieses Jahr sind, verteilt über die verschiedenen Klassen, insgesamt 126 Schiffe zusammengekommen. Wir (Heiko, Maik, Stefan, Ingo und Micha) starten in „Løb 8“ mit 12 Schiffen, darunter noch zwei andere X-332, die Reckless Rat aus Greifswald und die dänische Blue Ocean aus Rungsted. Die Wettervorhersage prognostiziert sehr wenig Wind, und das soll sich dann auch mehr als bewahrheiten…

Am Donnerstag, 15. Juni 11:00 geht der Startschuss vor Helsingør, und Ingo steuert uns mal wieder mit einem perfekten Nullstart ins Rennen, mit Reckless Rat und Blue Ocean hinter uns. Schon die erste Strecke bis zum nördlichen Ausgang des Øresunds ist eine Leichtwind-Kreuz, an deren Ende wir leider das erste Mal von Reckless Rat überholt werden. Als wir gegen 14:00 Uhr Gilleleje passieren, haben wir uns aber schon wieder nach vorn gearbeitet. Abends gegen 20:00 Uhr, kurz vor dem Erreichen des Snekkeløbs an der Nordwest-Ecke Seelands, schiebt sich Reckless Rat dann aber doch wieder vorbei und passiert das Kap rund fünf Minuten vor uns.

Jetzt geht es an Sejerø and Røsnæs vorbei den Großen Belt hinunter bis zur Brücke zwischen Nyborg und Korsør. Es ist so flau, dass wir die Brücke erst gegen 08.00 Uhr am Freitag morgen passieren, immer noch rund fünf Minuten hinter Reckless Rat, dafür aber 45 Minuten vor Blue Ocean, der dritten X-332.

Zwischen Agersø und Seeland beginnt jetzt wieder eine (natürlich leichtwindige) Kreuz, auf der wir uns irgendwo mitten im Smålandsfahrwasser für die linke Seite entscheiden, während Reckless Rat rechts bleibt. Als wir gegen 19.30 Uhr am Freitagabend, jetzt unter Spi, vor der ersten Grønsund-Brücke bei Vordingborg ankommen, haben wir Reckless Rat einiges abgenommen und sie sind deutlich hinter uns. Leider ist hier vor der Brücke gar kein Wind mehr, dafür aber Gegenstrom, und so kommt der Rest des Feldes inklusive Reckless Rat von hinten wieder aufgefahren, bis sich ein großer gemeinsamer Parkplatz gebildet hat. Als es dann doch irgendwann weitergeht, ist Reckless Rat fast wieder an unserem Heck. Die dritte X-332, Blue Ocean ist dagegen bereits aus dem Spiel, sie haben aufgegeben und motoren. Zwischen den beiden Grønsund-Brücken wird die allgemeine Flaute jetzt kurzzeitig durch eine Gewitterfront abgelöst, die wir schon eine ganze Weile beobachten konnten und die Prasselregen und über 30 Knoten Wind im Gepäck hat. Überall gehen die Spis runter, und wir rasen nur unter Groß und fast ohne Sicht dicht an dicht durch den Grønsund. Nach etwa einer halben Stunde ist der Spuk aber vorbei, und wir verfallen wieder in das gewohnte Schneckentempo – nur hat sich leider in dem Getümmel Reckless Rat wieder an uns vorbeigemogelt. Gegen 22:00 Uhr, vor Stubbekøbing, wird es dann ganz zäh, der Wind ist so gut wie komplett eingeschlafen und es gibt wieder leichten Gegenstrom, so dass wir gegen 22:30 Uhr sogar den Anker werfen müssen, um nicht zurückzutreiben. Das dauert zum Glück aber nur etwa eine halbe Stunde, dann kommt ein Hauch Wind zurück und es geht wieder kreuzenderweise Richtung Ausgang des Grønsunds.

Dort überholen wir gegen Mitternacht mal wieder Reckless Rat und passieren die Untiefentonne am Ausgang des Sunds gegen 03:00 Uhr am Sonnabend früh, mit einem komfortablen Vorsprung von etwa 45 Minuten. Bis zu den Kreidefelsen bei Møns Klint brauchen wir von hier aus fast sechs Stunden, und bis zum nächsten Kap beim Stevns-Leuchtturm noch weitere unglaubliche neun Stunden, so dass wir dort erst gegen 18:00 Uhr ankommen. Reckless Rat hat sich etwas weiter unter Land gehalten und dort offenbar mehr Wind gefunden, so dass sie mal wieder an uns vorbeigeschlichen sind. Mittlerweile ist klar, dass wir – das erste Mal für uns bei Sjælland Rundt – noch eine dritte Nacht brauchen werden. Wir schleichen also weiter Richtung der Øresund-Brücke bei Dragør, wo wir Sonntag früh gegen 01:00 Uhr wieder einen Führungswechsel hinbekommen und Reckless Rat passieren. Knapp hinter der Insel Hven, kurz vor dem Ziel, findet Reckless Rat dann aber doch wieder den besseren Wind und überholt uns ein letztes Mal. Sie gehen am Sonntag morgen 05:42 Uhr über die Ziellinie vor Helsingør, nur 1 Minute und 43 Sekunden vor uns und gewinnen damit unsere Klasse, während wir auf dem zweiten Platz landen.

Das war mit 2 Tagen, 18 Stunden und 44 Minuten das unglaublich längste Sjælland Rundt, das wir jemals gesegelt sind. Von den 126 gestarteten Schiffen sind gerade einmal 37 Boote unter Segeln ins Ziel gekommen, in unserer Klasse lediglich vier von zwölf Booten. Trotzdem war es ein tolles Rennen mit einem spannenden Match Race gegen Reckless Rat

 

(Quelle: https://teamwildcard.de/2023/09/23/sjaelland-rundt-2023/)