„Galicia“ segelt auch 2022 wieder „Rund Bornholm“ und zwar mit Uta Ihlenburg, Olaf Hell, Martin Hausstein, Axel Rafoth und Daniel Stolzenberg…

Eine Steuermannsbesprechung gibt es nicht und das Wettergespräch findet kurz vorm Start über UKW statt – naja ging so. Die Prognose stimmte zur Hälfte, nämlich die Richtung. Die Stärke von „generell so um 4Bft, gebietsweise kann es kurzzeitig bis 6Bft auffrischen“ eher nicht – es sei denn mit gebietsweise ist das gesamte Meer und vorübergehend so um die 40 Stunden gemeint 😊.

04.07.2022

Wir starten vor dem Westwind, ziehen unseren Spi hoch und rauschen Richtung Darßer Ort. Nach einer kurzen Flaute, in der wir vor dem Wind kreuzen, liegt der Leuchtturm Darßer Ort um 16:30 Uhr querab. Wer nichts zu tun hat, ruht sich aus – die Nacht wird lang. Um 20:00 Uhr haben wir dann schon wieder 5Bft aus WNW und 21:45 Uhr ist auch Kap Arkona passiert. Der Wind nimmt zu, dreht aber netterweise zurück auf West und so spinnakern wir in die Nacht hinein. Leider hat sich jetzt der Umlenkblock vom Spibaumniederholer „festgefahren“. Es knarrt höllisch, Spülmittel hilft zeitweise, eine länger anhaltende Lösung finden wir nicht bei dem Druck also ertragen wir den Lärm stoisch. Das Sperrgebiet vor Arkona brauchen wir navigatorisch gar nicht erst zu ermitteln. Das gesamte Areal ist beleuchtet wie ein Rummel. Die große Frage ist, ob wir den Kurs bis zur Ostecke des nächsten Windparks halten können, denn schifften bei 6-7Bft und heftiger Welle ist eher keine so gute Idee. Bei der Richtung sind sich alle einig, wir segeln links rum um die Insel.

05.07.2022

Die üblichen Wachwechsel werden mit Rotwein begangen und tatsächlich passieren wir um 02:40 Uhr die SO-Ecke des Windparks, den wir schon lange rot blinken sehen. Von den angesagten 4Bft ist seit Stunden nichts mehr zu merken und wer steuert, muss dieses hochkonzentriert tun. Platt vorm Laken und dann noch die Wellen aussteuern… Zum Glück sind alle an Bord ausgezeichnete Steuerleute und können bei Tag und Nacht, nicht nur einfach steuern, sondern das Schiff auch noch schnell segeln, auf den Wellen surfen lassen.  Zum Wachwechsel um 04:00 Uhr geht der Wind auf die versprochenen 4Bft zurück und es gibt das erste (und einzige) Heißgetränk der Reise, Axel kocht Kaffee für alle! Mit dem ersten Licht ist dann Bornholm zu sehen, Dueodde liegt um 7:30 Uhr querab, wir luven an und eine Stunde später müssen wir den Spi dann leider gegen die Genua tauschen. Immerhin hat er uns über 19 Stunden fix voran gebracht. Die Genua erweist sich nach kurzer Zeit als zu groß, denn der Wind frischt auf. Nun haben wir endlich die Gelegenheit unsere neue Genua II mal richtig auszuprobieren. Soviel vorab, jeder investierte Cent hat sich gelohnt.

Die Ostküste Bornholms rauscht an uns vorüber, die malerischen Orte liegen in der Sonne und jeder erzählt von Erlebnissen in den Häfen. Irgendwann kommt natürlich der Moment der Begegnung mit den „Rechtsrumseglern“ und wie immer kommt ein bisschen Unsicherheit ob der Richtungswahl auf. Ist jetzt aber auch nicht mehr zu ändern. Bei NW 6Bft passieren wir um 11:50 Uhr Hammerodde im Abstand von ca. 2sm. Jetzt geht`s los – Wind von vorne und eine ekelhafte Welle aber immerhin Sonnenschein. Da wir die Verkehrstrennung Bornholmsgatt nicht queren dürfen, kreuzen wir bei um West drehenden Winden. Warum wir uns entscheiden, den Windpark wieder östlich zu passieren wissen wir nicht. Manches bestimmt eben der Bauch. Jedenfalls passieren wir 19:00 Uhr die SO-Ecke nochmal und reffen dann auch gleich. Die alte Weisheit, nach der jede Änderung der Stärke mit einer Änderung der Richtung verbunden ist (oder umgekehrt?), stimmt – der Wind nimmt zu und dreht zu unseren Ungunsten, den bisherigen Kurs um 230° können wir nicht mehr halten. Also weiter mit 300°, Reff 1 und die Winddrehungen immer schön mitwenden, Arkona ist um 22:00 Uhr immerhin schon gut zu sehen.  Eine Regenfront über Stubbenkammer dreht uns den Wind zurück, wir reffen aus, Kap Arkona liegt an.

06.07.2022

Um 00:00 Uhr machen wir die letzte Wende vor Kap Arkona und segeln bei um West schralenden Wind 4-6Bft Richtung Dornbusch. Dieser Zustand wird uns ab jetzt bis ins Ziel begleiten, die Hackwelle leider auch. Es knallt fürchterlich, selbst in der Koje hebt man manchmal ab. Aber wir wollten das ja so haben und nun wollen wir schnell nach Hause. Um 05:30 Uhr ist Leuchtturm Dornbusch Geschichte, ansonsten ändert sich nichts. Wir segeln am Wind, mal mit Schrick, mal ohne Schrick in der Schot bis Leuchtturm Darßer Ort um 09:05 Uhr passiert ist. Jetzt Endspurt hoch am Wind – Axel motiviert uns mit Schnittchen und dem Versprechen einer Erdbeertorte im Hafen. Ab und zu ein Bierchen und/oder ein Schluck Rotwein lassen die Geister nochmal richtig aufleben und nach 1:23:26:18 passieren wir um 12:15 die Ziellinie. Fazit: Es hätte schlimmer kommen können, Hagel zum Beispiel oder nur alkoholfreies Bier an Bord.

Wie es ausgegangen ist, sieht man auf den Bildern 😊.

P.S.: Marion und Egbert waren als Empfangskomitee da und es gab wirklich Erdbeertorte!