Rekonstruktion unserer Ostbrücke vom Oktober 2015 bis März 2016

Uwe Stapel hatte auf der Mitgliederversammlung einen kleinen, teilweise nicht ganz ernst gemeinten Abriss zum Brückenbau gegeben.
Ein toller Rückblick, den wir all denen nicht vorenthalten wollen, die ihm nicht lauschen konnten oder einfach noch einmal zu noch-einmal-lesen,,,

Irgendwann im Sommer 2015 wurde dem Vorstand eingeredet, die Ostbrücke müsse unbedingt erneuert werden. Gefahr wäre in Verzug.

Es wurde wieder und wieder beratschlagt und am Ende stand fest, dass wir eine Rekonstruktion der Ostbrücke vornehmen. Ein Neubau und gleichzeitige Verlängerung um 20m fand nicht die Mehrheit im Vorstand. Für einem Neubau hätten wir wieder ein Statik-Gutachten und Bauausführungsunterlagen in Auftrag geben müssen. Also: wir bauen und rekonstruieren wie seit 50 Jahren auf die gleiche Art und Weise.

Unser Kopeken-Scheich meinte dann auch „nichts da, wir müssen sparen“ und so blieb es bei der bisherigen Länge von 70 Metern. Holz und Material sollte bestellt werden, Eiche oder Buche sollte es sein. Und wieder schrie der Mann der Moneten „zu teuer, zu teuer“  und so wurde es Sibirische Lärche. 123€ kostete ein geschälter und angespitzter  Zehn-Meter-Pfahl.  40 Stück wurden bestellt, geliefert und auf der Wiese abgelegt.

Hier passierte auch gleich die erste Panne. Meterhoch spritzte das Öl aus einem geplatzten Hydraulikschlauch. Der Kranfahrer war umweltlich schmerzfrei und meinte, es sei biologisch abbaubares Öl.  Wir haben das auch gerne und verständnisvoll geglaubt; Sand drüber und fertig. Hauptsache die Pfähle waren endlich da und es konnte  mit dem Brückenbau losgehen.

Panne 2 ließ nicht lange auf sich warten: an der Ramme platzte ebenfalls ein Hydraulikschlauch und 47€ waren für eine Maßanfertigung fällig. Das ausgelaufenes Altöl wurde selbstverständlich behandelt, siehe Methode „biologisch abbaubar“.

Panne 3 betraf den Transport der Pfähle Richtung Wasser. Mit dem Gabelstapler konnten die einzelnen Pfähle in Richtung Uferkannte geschoben werden. Das funktionierte ganz gut. Einige Tage später mussten wieder Pfähle Richtung Ufer geschoben werden. Also wurde der Gabelstapler  angeschmissen und rauf auf die Wiese. Nun hatte es aber 2 Tage lang geregnet und die Wiese hat auch bei trockenem Wetter nicht den Ruf, besonders tragfähig zu sein. Ohne einen Pfahl auch nur anzustoßen zu haben, versank der Gabelstapler sauber bis zu den Achsen in der Wiese. Das führte beim Gabelstaplerfahrer zu einer bekümmerten Mine und bei den herbei geeilten Rettern zu bösen Kommentaren. Nach 2 Stunden Plagerei konnte der Stapler mittels Winden und untergelegten Brettern aus seiner misslichen Lage befreit werden. Er wurde umgehend auf seinen Stellplatz verbannt und für solche Arbeiten als unwürdig betrachtet.

Und nun kam die große Zeit der beiden Pontons. Was wurde über die Pontons gelästert. Verkauft oder verschrottet oder gar versenkt werden, sollten die Pontons. Als bequemer Einstieg beim Kranen gerade noch zu gebrauchen… Aber es zeigte sich sehr schnell, dass die Pontons eine riesige Hilfe beim Stegbau sein würden. Wer weiß, wie viele "Eisbader" wir sonst gehabt hätten.

Und nun ging es wirklich los. Das NDR-Fernsehen war einen ganzen Tag mit einem Produktionsteam vor Ort und hat dann einen 3-Minuten-Film gesendet.  Ganz klar: unsere GEZ-Gebühren sind bei diesem Produktionsaufwand gut angelegt;-)

Zwei Wochen waren um und so richtig viel war nicht zu sehen. Im Vorstand verloren einige kurzfristig die Nerven und ein Brandbrief an die Mitglieder wurde verfasst. Ab dann lief es aber wirklich gut und jeden Samstag wurde zum Arbeitseinsatz gerufen. Einige Stimmen meinten zwar, sie wären eigentlich nur wegen der guten Mittagsverpflegung gekommen. Und die war wirklich gut, egal wer nun gerade Koch vom Dienst war.

Zwischendurch gab es auch mal wieder Zoff.  Der Arbeitswart war der Meinung, wir bauen den Belag und die Unterzüge von der Landseite aus ab und arbeiten uns Richtung Stegkopf vor. Die üblichen Verdächtigen wurden gemaßregelt, man solle dem Arbeitswart nicht immer "ans Bein pinkeln" und ihm "nicht in den Rücken fallen". Die Rammenmannschaft ließ das nicht auf sich sitzen und meinte, man wäre zwar nicht ängstlich, aber sich immer über die Unterzüge zur Ramme zu tasten, wäre nicht ihr Ding. Und der Arbeitswart könne ja alleine weitermachen. Letztlich einigte man sich aber bei einem Bier und alle hatten sich wieder lieb.

Das Auswechseln der Pfähle und der Abbau der alten Belagfelder ging zügig voran und gleich 3 Mann gingen baden. Da hatte doch ein Schlaumeier angeordnet, die Zangen und damit die Unterzüge komplett von den Pfählen zu trennen. Das hielt auch eine ganze Weile, obwohl nörgelnde Stimmen der Rammbesatzung dieses Belagfeld als zu unsicher ansahen. Nun hatte die Rammbesatzung aber einen prima Antreiber – hinter vorgehaltener Hand wurde dieser auch als Sklaventreiber und Menschenschinder bezeichnet. Sein Kommentar: "Wir sollen uns nicht so anstellen, das hält uns aus". Ja, uns hielt es zwar aus,  aber die Brückenrückbautruppe ging komplett baden. Diejenigen, die auf dem Ponton standen, konnten prima bestaunen, wie gleich drei Mann wie in Zeitlupe im Wasser versanken. Womit wir wieder beim Ponton wären, der ja eigentlich Schrott war und versenkt werden sollte. Ohne dieses Hilfsmittel hätten sich alle Arbeiten deutlich schwerer bewerkstelligen lassen.

Am 11.12.2015 waren alle alten Brückenpfähle gezogen und  36 neue Pfähle gesetzt. Am 12.12.2015 waren alle Zangen gesetzt. Und nun war erst mal Winter mit minus 12 Grad. Weihnachten sollte auch noch sein, also wurde eine Pause eingelegt.

In der 2. Januarwoche rief der „Sklaventreiber“ wieder zur Arbeit und folgsam kamen wechselnde Besatzungen auf die Ramme. Jetzt waren die Achterpfähle an der Reihe und wieder bewährte sich der große Ponton, denn man hatte eine prima Arbeitsplattform um die Spüllanze zu bedienen.

Leider gab es dann Anfang Februar noch einen Unfall. Bei der Übergabe der geliehenen Pumpe vom Ponton auf die Brücke gab der kleine Ponton unter dem Gewicht nach und wieder hatten wir einen Bademeister. Leider schlug der Verunfallte mit dem Kopf auf die Brücke und war kurzzeitig bewusstlos. Er konnte jedoch schnell aus dem Wasser gezogen werden um gleich darauf wieder unter Wasser gestellt zu werden. Diesmal war er aber unter der Dusche und Wechselsachen hatte er  zum Glück auch noch dabei. Der Peckvogel hatte nun die Nase gründlich voll, spendierte seinen Rettern einige Tage später noch ein Bier und verschwand in Richtung Süden in den Urlaub. Wahrscheinlich ist dort das Wasser wärmer.

Und dann hieß es plötzlich „Geschafft“ – nur noch "die Rüschen am Nachthemd" sind zu erledigen. Die Rüschen am Nachthemd sind aber wohl eher "Maschen am Kettenhemd". Die letzten Achterpfähle wurden am 24.2.2016 gesetzt. Der Wasseranschluss ist fertig. Jetzt fehlt noch die Elektrik und die Pfähle müssen noch abgerundet werden. Wenn dann die offenporige Acrylfarbe auf die Köpfe der Pfähle gestrichen wurde, können wir wirklich sagen, es ist „Geschafft“.

Übrigens besagen hartnäckige Gerüchte, dass die Anlieger der Ostbrücke eine große Einweihungsfeier planen und ordentlich einen ausgeben wollen. Lassen wir uns überraschen. Und vielleicht hat ja unser Rubel-Regent noch den einen oder anderen Euro angespart.

Der allen Helfern dankende Vorstand